Dienstag, 4. Januar 2011

Die Leichtigkeit des Scheins

Man nimmt sich wichtig. Alle sind wichtig.
Einige sind bescheiden. Sie vertrauen auf ihre Werte und fühlen sich nicht gezwungen, diese zu erläutern oder sogar kommunikativ aufzbauschen.
Aber die anderen, Schaumschläger, hallihallo. Da sind plötzlich Leute Produzenten, die knapp eine Kamera halten können. In der Kultur und den Medien finden sich Legionen von Schäumern. Meistens fällt das nicht auf. Denn beeindrucken können sie mit ihrer Art nur Leute ausserhalb ihrer Projektionfläche. 14jährige Mädchen sind vielleicht noch knapp beeindruckt, wenn du Rapper bist und einen Song aufgenommen hast. Und es gibt bestimmt irgendwo einen Teenie, der dir glaubt, dass du jemanden kennst, der jemanden kennt, der die Schwester blablabla... dreist.
Mir laufen diese Könige der Münchhausnerei ständig über den Weg. Meistens sind es einfach Namedropper: sie kennen jemanden. Also sie behaupten das. Aber damit holt man mich selten aus der Reserve. Was intressiert mich, ob jemand jemanden kennt? Das macht weder deine Scheisse goldig noch dich zu einem intressanteren Menschen. Das begreifen langweilige Karma-Vampire nur leider nicht oft. Oder sie lernen es spät. Zugekokste Spacken, die mir erzählen, wo sie überall auflegen als DJ oder latent gestörte Damen, die mir erzählen, wer ihnen alles schon auf Facebook geschrieben hat (Halleluja, Sister!). Nunja. Selbstvertrauen is the word. Oder wenigstens Selbsterkenntnis. Im Schutzalter sind das noch Themen, die Revolutionen auslösen, aber irgendwann nur noch lauwarmes Wasser im Kinderbecken.
Es wird soviel behauptet. So viele Dinge stammen eigentlich von irgendwoher. Nicht dorther, wo du denkst, nein, DORT her. Leute wissen Dinge, die niemand weiss. Und sie missionieren. Fleissig. Sie müssen die Welt verzweifelt von sich überzeugen, von ihrem Wissen, ihrer superioren Gewissheit und Macht über die Geschichte. Das tönt hochgestochen - aber das ist was sie tun. Irgendwer hat Amerika entdeckt und glaubt mir: es war keine Scheibe!
Es versteckt sich sehr einfach hinter falschen Behauptungen. Besonders gut, wenn es gegenüberstellende Meinungen sind. Wie oft hat mich irgendwer auf etwas angesprochen, dass ich angeblich getan oder gesagt habe. Nicht, dass ich je damit konfrontiert worden wäre. Nein. Es war stets jemand, dem jemand etwas erzählt hat. Gutes Versteck, chapeau! ich meine, man muss schon ziemlich dumm im Kopf sein, ernsthaft zu glauben, man können einem meiner Kollegen/innen etwas unter die Nase reiben, was ich verbrochen habe. Die sind inzwischen alle geschult, die wissen haargenau, dass ich kein Problem habe, zu Dummheiten zu stehen oder peinliche Begebenheiten anzunehmen. Da sind keine Geheimnisse. Es ist gnadenlos langweilig um mich rum. Die spannendsten Dinge betreffen die Musik und Parties, an denen keiner dabei war. That's it, bitches. Märchenstunde gibts beim Nachwuchsrapper eures Vertrauens. Wobei Leute, die das hier lesen, keiner solchen zuhören. Man entwickelt da automatisch eine dicke Haut. Wenn ich eine Liste machen würde, mit Gerüchten, die immernoch durch die Welt geistern, hätte Earl Hickey einen Komplex bezüglich seiner...und seine war lang.
Leute, die wichtig sind, vollbringen Taten. Leute, die gerne wichtig wären, reden darüber, was andere Leute getan oder gesagt haben. Tättowiert es auf eure Netzhaut und lernt es auswendig.

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sei gescheid...

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